2009-06-27

Thank you, Michael!

Thriller. It can't get any better!
Michael Joseph Jackson 29th August 1958 - 25th June 2009. R.I.P.

2009-06-26

Freud rocks!




Größer könnte der Kontrast wohl kaum sein, zwischen zwei österreichischen CD-Releases, die dieses Frühjahr ungefähr zur selben Zeit stattgefunden haben. Freud macht etwas, was man bei SOAP&SKIN umsonst sucht, nämlich Spaß! Die beiden österreichischen Projekte sind einander so etwas wie Antipoden auf dem heimischen Popmusik-Planeten.

Über die schwermütige SOAP&SKIN habe ich mir ja bereits meine Gedanken gemacht. Jetzt also hin zu Freud(e) und Spaß. Das Wiener Sextett schrammelt sich britisch gekonnt durch eine After-Work-Emotionslandschaft voller Sommer- und Party-Feeling. Schwer zu sagen, wer von den Jungs den Stil der Band am meisten prägt. Allesamt sind sie alte Hasen in der Branche und beherrschen ihr Handwerk perfekt. Aber um einen herauszugreifen, der wohl am meisten für das (brit-)poppin’n’rockin’ Gepräge der Band verantwortlich ist: Axel Freud, der Wiener mit dem nahe am Muttersprachlichen befindlichen britisch-englischen Akzent charmiert sich mit neckischem Augenaufschlag und witzig-theatralischer Phrasierung durch die nicht nur sehr abwechslungs- und einfallsreichen sondern auch gewaltig fetzigen Kompositionen. Phasenweise, besonders in Kiss Me 4 Times, klingt Axel wie Eric Idle in Always look at the bright side of life, und das ist bitte als Kompliment gemeint.

Und da sind wir überhaupt bei einer der wichtigsten Kernkompetenzen von Freud: beim Humor. Diese Band nimmt sich nicht ernst sondern surft auf einer Welle von professioneller Ironie gepaart mit augenzwinkerndem Wiener Charme. Der Titel des Albums, Best Most Beautiful, gibt Zeugnis von der Fähigkeit, über sich selbst zu schmunzeln, vor allem wenn man die coolen Jungs vom Cover nachher auf der Innenseite der CD-Hülle nur mit Unterhose und Socken bekleidet sieht.

Die 12 Songs auf dem Album finde ich allesamt einfach gut. Es ist kein einziger Ausreißer dabei - zumindest nicht nach unten. Einen absoluten Favoriten zu nennen ist mir eigentlich auch unmöglich, denn jedes Mal, wenn ich glaube meinen Lieblingssong gefunden zu haben, schleicht sich beim nächsten Mal Hören ein anderer nach vorne auf den ersten Platz in meiner Beliebtheitsskala. Und außerdem, die Songs, die mir am Anfang etwas unscheinbarer erschienen, wie zum Beispiel Last Another Day, Loudmouth oder Starlite (Gitarrenriff!!!), entpuppten sich nach mehrmaligem Hören als echte Kracher.

Trotzdem möchte ich drei andere Titel herausgreifen:
Erstens: Sex You Again, die Debutsingle der Band von letztem Jahr - mit ihrem flächigen Brachialrefrain "Aiiiiiii will neeeeeever dreeeeeeam of youuuu! ...", der sich im zweiten Teil noch steigert, wenn sich die Leadgitarre mit einem grenzgenial hatscherten Riff darüberlegt. Überhaupt spielen bei allen Nummern die Rhythmusgitarre von Oliver und die Lead von Paul zusammen wie Hoffer und Mayerhofer im Rapid-Sturm. Und die von Axel mit betonter Coolness geschlagene Cowbell im Zwischenteil ist sowieso Zucker.



Als zweiten besonderen Song nehme ich Crazy Tree heraus, und zwar vor allem wegen des unwahrscheinlich bockenden und dabei fast minimalistisch arrangierten Strophenteils. Die mittlerweile kultigen Handclaps von Oliver auf der 6. und 7. Achtel freuen mich jedes Mal. Blöd ist nur, wenn man beim Konzert grade ein Bier in der Hand hat und gleichzeitig den Ehrgeiz entwickelt, mitzuklatschen. Wenn wir schon bei Oliver sind. Der ist so britisch, dass man auch nach längerem Quatschen über Musik oder Fussball nicht merkt, dass er eigentlich ein waschechter Wiener ist. Vorausgesetzt man redet englisch mit ihm. Neben Axel und natürlich Paul, der als Engländer klarerweise einen gewissen Startvorteil hat, bildet Oliver sicher den "britischen" Urkern der Familie Freud.

Als letzten Song will ich Something New nennen, das auch gleichzeitig der letzte Track des Albums ist. Es gibt eigentlich keinen anderen Titel, den man an das Ende eines solchen Albums stellen kann. Something New ist der Prototyp der finalen Brit-Pop Powerballade schlechthin. Das ganze Album und im speziellen dieser Song klingen so dermaßen professionell abgeklärt britisch, dass man sich wundert, hier eine Wiener Band vor sich zu haben. Aber vielleicht macht es die internationale Mischung in der Familie Freud aus: Nicht nur Name und Basis der Band sondern auch Axel (Gesang) und Oliver (Gitarre) sind aus Wien. Jürgen (Drums) ist aus Kärnten, John (Bass) aus Schweden und Paul (Gitarre) aus England. Die Mischung wird abgerundet durch Ochiro (Keyboard), der ein Mongole aus Tschechien [sic!] ist. Da letzteres Familienmitglied die Band demnächst in Richtung kasachische Steppe verlassen wird, steht ein Neuzugang bevor. Das Freudsche Blut wird mit einem kreativen Vorarlberger aufgefrischt. Was übrigens den wunderbaren John am Bass angeht: der stellt eine interessante Verbindung zur eingangs erwähnten SAOP&SKIN dar, indem er nämlich bei Anja Plaschgs Projekt für die Tontechnik verantwortlich zeichnet.

Was macht also Freud zu etwas Besonderem? Eine angenehme Mischung aus witzigen Popsongs und kraftvollem Rock mit einer gehörigen Portion Kreativität und Wiener Schmäh. Sehr vereinfacht könnte man sagen, Freud ist eine Wiener Britpop-Band, was aber dem Anspruch der Gruppe sicher nicht gerecht wird. Freud kopieren nicht einfach irgendeinen britischen Stil. Freud ist das Produkt der kreativen Zusammenarbeit von 6 fantastischen Musikern, die all ihren Erfahrungsreichtum, ihr Herzblut und vorallem ihren Spaß in dieses Projekt einbringen. Jeder Song wird hier Ernst genommen, es gibt kein Füllmaterial wie auf so vielen anderen Pop-Alben. Und was fast allen Nummern gemeinsam ist: Zum Schluss geht bei den gekonnten Arrangements immer noch eine Steigerung! Da geht echt die Post ab. Und zwar durchgehend. Freud macht einfach Spaß!

Ronny Romeroson

P.S.: Nicht nur die CD kaufen sondern auch live anschauen! Es zahlt sich aus. Wer will, kann ja die nächsten Konzerttermine unten posten. See you there!

Weitere Infos: http://www.myspace.com/freudsband